Im Januar haben wir unsere kleine Miniserie gestartet, wie Bürger auf verschiedenste Art und Weise ihr Wirtshaus retten und sich dem Wirtshaussterben entgegenstemmen. Im zweiten Teil unserer Serie steht dieses Mal im Zentrum die
Kulmbacher Kommunbräu e. G.
1987 saßen sechs Stammtischbrüder beisammen und debattierten über die neueste Entwicklung der Kulmbacher Kneipenlandschaft und das Kulmbacher Bier.
Und alles nur, weil sich das heimische Bier nach Meinung der Stammtischbrüder in Qualität und Geschmack schon seit längerem zum Nachteil verändert hatte – Industriebier eben.
Kurzerhand beschloss man, sein eigenes Bier zu brauen. Und weil es um die Wirtshauskultur auch nicht gut bestellt war, träumte man auch gleich vom eigenen Wirtshaus, in dem das Bier dann ausgeschenkt wird.
1992 wurde schließlich die Kulmbacher Kommunbräu e. G. gegründet, deren Ziel die Gründung einer genossenschaftlichen Kleinbrauerei mit Wirtschaft war. Standort für die Umsetzung des Projekts sollte die alte Limmermühle sein. Von der ersten Bauvoranfrage bis hin zum Bauantrag sollte es dann noch fast zwei Jahre dauern, bis man endlich loslegen konnte. Nach und nach entstand ein gemütlicher Gastraum mit 70 Sitzplätzen, die Bierschwemme mit 100 Sitzplätzen und der Festsaal mit 250 Sitzplätzen.
1994 konnte dann endlich das erste Bier in der Kommunbräu gezapft werden – aber das hielt nicht lange. Der Ansturm auf das Lokal war so groß, dass nur wenige Wochen später das Bier ausging und das Lokal deshalb sogar vorübergehend geschlossen werden musste.
Ein neuer Gärtank musste also her, um der Nachfrage gerecht zu werden. Nicht die letzte Erweiterung in der Brauerei übrigens.
Was aus einer Schnapsidee geboren wurde, hat sich heute zum Erfolgsmodell gemausert. Dabei war der Beitrag von 4.000 DM für jedes Genossenschaftsmitglied durchaus riskant, denn es gab keine Dividende und Rendite auf den eingelegten Betrag. Erst 2013 gab es eine erste Gewinnausschüttung in Form von einer Brotzeit und Freibier.
Das Bier wird nach wie vor noch immer nur für den Markt rund um den Schornstein gebraut. Deshalb wird auch auf Haltbarmachung durch Filtration oder Pasteurisation verzichtet. Immer ausgeschenkt werden das Helle und das Bernstein. Zusätzlich gibt es jeden Monat eine besondere Bierspezialität, angefangen vom Sommerweizen bis hin zum Kommunator.
Übrigens hat die Kommunbräu auch schon zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Die Kommunbräu gehört laut dem „Feinschmecker“ zu den 40 besten Bierlokalen in Deutschland und 2022 wurde sie vom Verein zum Erhalt der bayerischen Wirthauskultur mit dem „Bayerischen Stammtischbruder“ ausgezeichnet. Eine echte Erfolgsgeschichte eben.
Auch wenn die Anzahl der Brauereigenossenschaften in Bayern gemessen an rund 650 Braustätten kaum ins Gewicht fällt, so sind die rund 14 Genossenschaftsbrauereien, die von ihren Mitgliedern getragen werden, doch etwas Besonderes. Denn die Genossenschaften bieten ihren Mitgliedern eine Heimat und sorgen für Gemeinschaft.
Infos zur Kommunbräu Brauerei und Wirtshaus