In der gestrigen Ausgabe der Mittelbayerischen Zeitung und der Passauer Neuen Presse erschien ein Artikel von Andreas Brey mit dem Titel „Das großzügige Steuergeschenk“. Darin setzt sich Herr Brey mit der Frage der Mehrwertsteuerreduzierung für die Gastronomie auseinander. Er argumentiert, dass es unangebracht sei, „weitere Steuergeschenke im Gießkannenprinzip zu verteilen, da das Geschenk bereits groß genug war.“ Zudem betont er, dass es vielerorts, besonders an Wochenenden, eine große Herausforderung sei, überhaupt einen Tisch zu ergattern.
In Reaktion darauf hat der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur heute einen Leserbrief verfasst, der hoffentlich in einer kommenden Ausgabe veröffentlicht wird.
„Wer den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie als „Steuergeschenk“ bezeichnet, hat wohl sowohl die Hintergründe, als auch den tatsächlichen Ernst der Lage nicht im Ansatz begriffen. Anders kann man sich diese Aussage es habe sich bei der Reduzierung der Mehrwertsteuer um ein „Steuergeschenk für die Gastronomie“ gehandelt, eigentlich nicht erklären.
Die Coronapandemie, die nur der Beginn der Krise für die Gastronomiebetriebe war, sitzt wirtschaftlich noch immer tief. In den Coronajahren 2020 und 2021 hat das Gastgewerbe durch die massiven Einbußen allein 36.000 steuerpflichtige Unternehmen verloren.
Dazu kommt: Kaum wurden die Coronamaßnahmen aufgehoben, explodierten die Energiekosten, Rohstoffpreise und Gehälter. Die Inflation tut ihr Übriges. Diese Faktoren treffen die Betriebe gleich doppelt: Einerseits müssten sie ihre Preise stark erhöhen, um die Kostensteigerungen nicht selbst tragen zu müssen, andererseits ist ein Restaurantbesuch gerade für Familien und Geringverdiener schon jetzt oftmals nicht mehr möglich. Wenn die Nebenkostenabrechnung zu einer echten Belastung wird, wird an derartigen Freizeitaktivitäten natürlich als erstes gespart.
Bisher ist es ausschließlich durch die 7%ige Ermäßigung gelungen, einen gewissen Ausgleich für die rapide steigenden Ausgaben in den Bereichen Energie, Lebensmittel und Personal zu schaffen. Sollte es wieder zu einer Erhöhung der Steuern auf 19 Prozent kommen und die anhaltend hohen Kosten für Lebensmittel, Gehälter und Energie bestehen bleiben, führt dies zu durchschnittlichen Preissteigerungen von 15,5%. Die Folgen der Pandemie sind noch immer spürbar. So müssen coronabedingte Kredite getilgt werden, die Altersvorsorge, die vielfach massiv angegriffen wurde, wieder aufgestockt werden und der Fachkräftemangel tut sein Übriges.
Fakt ist: Der reduzierte Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie ist keineswegs ein angenehmes Privileg, an das man sich schnell gewöhnt hat. Diese Maßnahme ist für tausende von Gastronomiebetrieben überlebenswichtig. Wer hier lediglich ein Steuergeschenk nach dem Gießkannenprinzip wittert, darf sich gerne bei uns für einen umfassenden Meinungsaustausch melden.“