Egoismus und Bevormundung
Vermieter wollen das Rauchen verbieten, Grüne einen Veggie-Day verordnen, andere eine Null-Promille-Grenze. Die öffentliche Bevormundung schreitet munter voran. Sie ist auch eine Einübung in eine totalitäre Gesellschaft, schreibt KONRAD KUSTOS für GEOLITICO.
Die Zeiten sind schwer, und deshalb können sich die Menschen nur noch um die wirklich wichtigen Dinge kümmern. Wenn also in den USA jemand auf die Idee kommt, ein neuer Teekessel könne aussehen wie Adolf Hitler, dann ist es Zeit für einen Shitstorm, dem es dann tatsächlich gelingt, den Hersteller zu veranlassen, das edle Designgerät vom Markt zu nehmen. Unnötig zu erwähnen, dass die Kanne mit Hitler so viel Ähnlichkeit hat wie Goofy mit Barack Obama. Doch dieser Fall ist kein einzelner und auch nicht auf Amerika beschränkt: das Bier nach Feierabend, das Rauchen in der eigenen Wohnung, das Essen von Fleisch – vieles was wir für selbstverständlich gehalten haben, ist von einer neuen, „fortschrittlichen“ Verbotskultur bedroht. Natürlich nur „in unserem eigenen Interesse“.
In Düsseldorf wurde einem 75-jährigen Mieter gekündigt, weil er in seiner Wohnung geraucht hatte. Wohlgemerkt, der Mann hatte nicht in der U-Bahn geraucht und nicht im Restaurant und schon gar nicht am Arbeitsplatz, nicht mal im Freien oder gar im Treppenhaus – nein, in seiner laut Grundgesetz, Artikel 13, unverletzlichen Wohnung. Ein Vorgang, der dann auch noch vom Amtsgericht bestätigt wurde. Dabei wird doch immer Toleranz gefordert. Vermieter können ein Lied davon singen, wie viel Asozialität von den Gerichten sonst toleriert wird: Abfall und Ungeziefer horten, laut Musik hören oder die Miete nicht bezahlen. Aber einem einsamen alten Mann darf wegen der vagen Ahnung von Tabakgeruch der Lebensmittelpunkt entzogen werden.
Fleischlos und mit Null-Promille