Noch vor wenigen Monaten lehnte die österreichische Regierung aus ÖVP und FPÖ ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie entschieden ab. Jetzt scheint die ÖVP allerdings ihre eigenen Gesetzesentwürfe infrage zu stellen. Nach dem Bruch der Koalition soll das Rauchverbot nun doch kommen. Die Folgen: enormer wirtschaftlicher Schaden, nächtliche Lärmbelästigung, Wirtshaussterben.
„Wie ein Fähnchen im Wind“, bezeichnet der VEBWK-Vorsitzende Franz Bergmüller die Haltung der ÖVP in der Debatte um ein generelles Rauchverbot in der österreichischen Gastronomie. „Noch vor wenigen Wochen wurde den Gastronomen die Weiterführung der derzeit geltenden Regelungen versprochen“, so Bergmüller, „jetzt müssen hunderte Wirtshäuser um ihre Existenz bangen. Hier wurde nicht nur Vertrauen verspielt, sondern bewusst finanzieller Schaden zugefügt.“
Wie sich bereits in Bayern, NRW und im Saarland nach Einführung eines strikten Rauchverbots zeigte, sind besonders kleine und mittelständische Betriebe von diesem Schritt betroffen. „Wenn Raucherinnen und Raucher im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße gesetzt werden, wirkt sich das enorm geschäftsschädigend aus“, weiß der VEBWKVorsitzende. Im aktuellen Fall Österreich trifft es die Gastronomen sogar noch härter. „In Vertrauen auf das Wort der Regierung haben viele Wirte hohe Summen investiert, um abgetrennte, bzw. extra ausgewiesene Raucherbereiche einzurichten. Dieses Geld wird nicht ersetzt werden. Die Unternehmen bleiben somit auf ihren Kosten sitzen und müssen gleichzeitig enorme Einbußen in ihrem Umsatz erwarten“, so Bergmüller.
Im Jahre 2011 hatte der VEBWK im Rahmen einer Kleingastronomieumfrage erschreckende Zahlen in Bezug auf die Auswirkungen des Rauchverbots in Bayern feststellen müssen. Nach Angaben der Wirte seien die Umsätze seitdem durchschnittlich um rund 28 % gesunken, die Gästeanzahl in der getränkeorientierten Kleingastronomie verringerte sich sogar um ganze 30 %. Besonders großen wirtschaftlichen Schaden müssen allerdings Wirte tragen, die bereits im Vorfeld in abgetrennte Raucherbereiche investiert hatten. Fast die Hälfte der Betroffenen (44 %) musste Personalmaßnahmen ergreifen, um ihr Lokal weiter betreiben zu können. „Auch die Gesamtstimmung unter den Gastronomen ist rapide gesunken“, sagt der Vorsitzende, der selbst einen Gasthof betreibt, „mehr als ein Viertel der Unternehmer hat bereits über eine Schließung des eigenen Lokals nachgedacht. Dass die Politik hier nicht handelt, ist unbegreiflich.“
Der VEBWK weist außerdem auf eine weitere Problematik des geplanten Rauchverbots hin. „Wenn Gäste zum Rauchen nach draußen gehen müssen, führt das unweigerlich zu einem hohen nächtlichen Lärmpegel und größerer Straßenverschmutzung durch weggeworfenen Zigarettenstummel. Wenn auch dafür die Lokale in Haftung genommen werden sollten, werden wir ein Wirtshaussterben in nie dagewesenem Ausmaß erleben müssen“, warnt Bergmüller. Er plädiert nun an die österreichische Wirtschaftskammer, den verantwortlichen Politikern, und dabei insbesondere der ÖVP, die Tragweite dieser Entscheidung für die heimische Gastronomie klar vor Augen zu führen. „Gerne bin auch ich zu Gesprächen bereit und stelle die Auswirkungen des Rauchverbots in Bayern als warnendes Beispiel vor. Österreich war uns diesbezüglich bis jetzt ein großes Vorbild. Leider scheint die ÖVP ihren Wählerauftrag nun jedoch nichtmehr allzu ernst zu nehmen“, sagt Franz Bergmüller.