Der Gastronomiesektor erlebt weiterhin eine beispiellose Krise. Aktuelle Umsatzzahlen belegen, dass die Branche auch mehrere Jahre nach der Pandemie nicht zu den Umsätzen von vor der Krise zurückkehren kann. So lag der Umsatz im Februar 2024 um nahezu 16 Prozent unter dem Niveau von Februar 2019. Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) fordert jetzt den reduzierten Mehrwertsteuersatz einheitlich auf Speisen in allen Bereichen der Gastronomie, sowie eine Entbürokratisierungsoffensive:
„Es liegt jetzt in der dringenden Verantwortung der Politik, sofort Maßnahmen zu ergreifen. Die aktuelle Mehrwertsteuerregelung, die zwischen Speisen zum Mitnehmen und im Restaurant verzehrten Speisen unterscheidet, ist untragbar und benachteiligt unsere traditionellen Gastronomiebetriebe massiv“, erklärt VEBWK-Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann, „Restaurants werden für ihre Dienstleistungen mit einem höheren Mehrwertsteuersatz auf Speisen bestraft – das darf nicht sein!“
Eine aktuelle Umfrage zeigt alarmierende Ergebnisse: Fast die Hälfte aller Gastronomen verzeichnet einen Rückgang an Gästen seit der Mehrwertsteueranhebung. Auch der Durchschnittsbon pro Gast hat sich reduziert. Der VEBWK fordert daher dringend die Einführung eines einheitlichen Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent für die gesamte Gastronomie, wie es in 22 von 27 EU-Mitgliedstaaten bereits der Fall ist.
Neben der Anpassung der Mehrwertsteuer muss zudem eine umfassende Entbürokratisierung der Branche erfolgen. Im Rahmen eines Gesprächs mit Walter Nussel, dem Bürokratiebeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, hat der VEBWK diesem in dieser Woche eine Liste mit 125 bürokratischen Verpflichtungen übergeben, die ein Gastronom zu erfüllen hat. Angefangen mit der Arbeitszeiterfassung, bis hin zu umfassenden Dokumentationspflichten zu Hygienebestimmungen, haben viele dieser Vorschriften keinen direkten Beitrag zur Verbrauchersicherheit oder zum Schutz der Mitarbeiter. „Regelungen, die nicht unbedingt notwendig sind, müssen endlich ersatzlos gestrichen werden“, so Dr. Zimmermann, „leider sehen wir oft, dass vielen politischen Akteuren hier schlichtweg der Wille dazu fehlt.“
In Gesprächen mit der bayerischen Tourismusministerin Michaela Kaniber und Walter Nussel hat der VEBWK zudem auf die Notwendigkeit einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten hingewiesen, um den Betrieben mehr Spielraum in der Personalplanung zu geben. Eine Anpassung an die wöchentliche Höchstarbeitszeit statt der täglichen könnte erheblich zur Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
„Die derzeitige Situation erfordert eine grundlegende Neuausrichtung der Unterstützung unserer Gastronomen“, so die VEBWK-Geschäftsführerin, „die politischen Entscheidungsträger müssen erkennen, dass Lippenbekenntnisse nicht ausreichen. Es bedarf echter und tiefgreifender Maßnahmen, um die Branche zu entlasten und unsere Wirtshauskultur wieder eine Perspektive zu bieten! Dafür werden wir auch weiterhin mit ganzer Kraft kämpfen!“