Wohnhausbrand . Landau a.d. Isar – Es gibt sie doch – Schutzengel.


Helfer in höchster Not: Hüseyin Irgit (links) und Rainer Hagn holten einen Zehnjährigen aus dem Dachfenster. Foto: Daylight

Für einen Zehnjährigen in Landau an der Isar (Landkreis Dingolfing-Landau) heißt er Hüseyin Irgit. Zusammen mit einem anderen Nachbarn rettete dieser den Buben am Samstagmorgen aus dem Dachfenster eines brennenden Wohnhauses mitten in der Altstadt.

Es war gegen 9 Uhr, als Irgit zur Morgenzigarette auf den Balkon trat und Rauch aus dem Nachbarhaus bemerkte. „Ich dachte erst, die hätten den Kamin angezündet, aber dann sah ich den Jungen und hörte seine Schreie“, erzählt der 48-Jährige unserer Zeitung. Ohne zu denken und zu zögern, schrie auch er „Es brennt“, rief die Feuerwehr und rannte runter zum Haus, dessen Türen verschlossen waren.

Ein weiterer Nachbar hörte ihn und kam mir zu Hilfe. Rainer Hagn, 23, holte schnell eine Leiter und letztlich den schon von Flammen eingeschlossenen Buben aus dem Dachfenster. In letzter Sekunde. „Kurz darauf gab es eine große Explosion, brannte der ganze Dachstuhl“, sagt Irgit, noch immer etwas aufgeregt, aber glücklich. „Nur dieser beherzten Rettungstat ist es zu verdanken, dass das Kind bis auf einen gehörigen Schrecken und eine leichte Rauchvergiftung unverletzt blieb“, teilt später das Polizeipräsidium Niederbayern mit.

Irgits größte Angst war, dass noch zwei weitere Kinder in dem Haus sind. Das hatte ihm der kleine Junge signalisiert, nicht wissend, dass seine Geschwister kurz vorher von der Oma abgeholt worden waren. Ihn wollte sie noch etwas schlafen lassen. Die Eltern waren arbeiten.

Rußspuren überall an der beigen Fassade blieben übrig, das Dach mit Löchern durchzogen. Die Feuerwehr traf kurz nach dem Notruf mit über 100 Einsatzkräften ein. Aber das Haus brannte vollständig aus und muss nach Angaben der Polizei abgerissen werden. Der Schaden betrage rund 150 000 Euro. Die Familie soll nun erst mal bei Bekannten untergekommen sein. Auf Facebook läuft bereits eine Spendenaktion. Die Oma des Zehnjährigen erlitt einen Schock. Ein Kriseninterventionsteam kümmerte sich um die Angehörigen.

Wie die Polizei mitteilt, hat sich der Schüler vorbildhaft verhalten: Durch den Rauch sei er in seinem Kinderzimmer wach geworden, habe sofort die Tür geschlossen und am Fenster um Hilfe gerufen. Nach ersten Erkenntnissen brach der Brand im Erdgeschoss des Hauses aus – warum, ist noch völlig unklar.

Sicher ist dagegen, dass das Ganze ohne die beiden sofort reagierenden Männer aus der Nachbarschaft noch viel schlimmer geendet hätte. „Rauchen kann auch Leben retten“, sagt Hüseyin Irgit. Recht hat er, zumindest in diesem Fall. Marco Mach

Quelle: OVB online