Die Initiative „Faire Wiesn“ will erreichen, dass bis zum Jahr 2035 alle angebotenen Lebensmittel auf dem Oktoberfest regional, Fair-Trade und Bio sind. Für Besucher der Wiesn würde dies besonders eines bedeuten: Alles wird noch teurer – auf Dauer auch das Bier! Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) kritisiert den Vorstoß der Initiative als unrealistisch, überzogen und nicht dem Geist der Wiesn entsprechend.
„Unsere Wiesn ist wohl das Symbolbild für bayerisches Brauchtum und Tradition“, so VEBWK-Geschäftsführerin Dr. Ursula Zimmermann, „seit über 200 Jahren findet das Oktoberfest statt und ist dabei nicht nur als Veranstaltung an sich, sondern auch in Hinblick auf die angebotenen Speisen und Getränken sehr traditionell geprägt. Eine zwangsweise Umstellung aller Lebensmittel auf Bio, Fair-Trade und regional würde sicherlich einige klassische Angebote für immer verschwinden lassen.“ Was weiterhin Teil der Wiesn-Gastronomie bleibt, könnte für viele Menschen unerschwinglich werden. „Das Oktoberfest ist ein Volksfest – also ein Fest für alle Menschen. Über eine Zwangsumstellung der Lebensmittel wäre das jedoch nicht mehr Fall“, so die Geschäftsführerin, „schon jetzt sind die Preise gerade für Familien und Geringverdiener grenzwertig. Wenn jetzt nur noch Bio, Fair-Trade und regionale Produkte angeboten werden dürfen, hat dies eine weitere Preissteigerung zur Folge. Damit würde die Wiesn zu einem Luxus-Event werden, dass sich viele Menschen nicht mehr leisten können. Das ist mit Sicherheit nicht dem Geist und der Tradition der Wiesn entsprechend!“
Aber nicht nur für Wiesn-Besucher, auch für die Unternehmen und Zulieferer würde das „Bio-Oktoberfest“ große Probleme bedeuten. Jährlich zieht das Großevent Millionen Besucher aus aller Welt an. Bio-Ware in ausreichender Menge und Qualität zu beschaffen, grenzt an ein Ding der Unmöglichkeit. Gerade die vielen kleinen regionalen Unternehmen und Zulieferer werden dabei an ihre Grenzen kommen. Sie werden dann nicht mehr auf der Wiesn vertreten sein. Ist das wirklich nachhaltig und sinnvoll?
Mittlerweile ist auch die Rede davon, dass künftig nur noch Bio-Bier ausgeschenkt werden darf. Bei einem jetzt schon erwarteten Maßpreis von über 14 Euro würde dies die Preisspirale weiter antreiben. Preise pro Maß von 16-17 Euro wären dann durchaus realistisch. „Damit werden dann endgültig breite Bevölkerungsschichten von diesem Volksfest ausgeschlossen. Zudem ist grundsätzlich fraglich, wie Bio-Bier in diesen Mengen überhaupt beschafft werden soll“, kritisiert Dr. Zimmermann, „das Oktoberfest ist unsern Münchner Brauereien vorbehalten – und das sind keine Biobrauereien! Für uns sind der Vorstoß der Initiative ‚Faire Wiesn‘ und die damit verbundenen Konsequenzen untragbar. Wir positionieren uns ganz klar gegen jede Form der Gebotskultur, Bevormundung und öffentlichen Umerziehung. Schon jetzt gibt es in den Zelten Bio-Angebote und Angebote für Veganer. Wir sind gegen den Zeitgeist, dass eine Minderheit der Mehrheit die Lebensweise diktiert. ‚Leben und leben lassen‘ muss es in dieser Debatte heißen!“