Mehr Prüfer und schärfere Kontrollen. Damit soll jetzt gegen die steigenden Fälle von verunreinigten und belasteten Lebensmitteln vorgegangen werden. Franz Bergmüller, Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur, kritisiert dieses Vorgehen. Er spricht von „realitätsfernen Forderungen zum Schaden kleiner und mittelständischer Unternehmen“.
In den vergangenen Tagen und Wochen überschlugen sich die Meldungen förmlich: Gefährliche Bakterien in Milch, Keime in Wurstwaren und Fremdkörper in Hackfleisch. Tatsächlich haben sich die Zahl der Rückrufe seit 2012 verdoppelt. Jetzt sollen personelle Aufstockungen bei der Lebensmittelkontrolle, schärfere Regelungen und strengere Prüfungen diesem Missstand entgegenwirken. Franz Bergmüller, Vorsitzender des Vereins zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK), kritisiert diese Forderungen. „Die wirklich großen Lebensmittelskandale sind in der Industrie zu finden“, so der gelernte Metzgermeister, „jetzt sollen Gastronomen, sowie kleine und mittelständische Unternehmen, mit zusätzlichen Vorschriften und verschärften Kontrollen belegt werden.“
Statt noch strengerer Auflagen fordert Bergmüller schnelleres und effektiveres Handeln bei Bekanntwerden von Verunreinigungen in Lebensmitteln. „Wenn Mängel bei Lebensmittelproduzenten festgestellt werden, muss es eine Selbstverständlichkeit sein, hart durchzugreifen und schnell zu handeln“, so der Vereinsvorsitzende, „im Fall ‚Wilke‘ waren die Kontrollen ausreichend, um die Verunreinigung zu erkennen. Allerdings wurde zu spät zurückgerufen und über Abnehmer der Waren informiert.“ Die Lebensmittelkontrollen pauschal als „zu lasch“ zu bezeichnen, ist nach Bergmüllers eigener Erfahrung in der Gastronomieerfahrung „realitätsfern und schlichtweg falsch“. „Für Betriebe, die Lebensmittel herstellen oder diese verarbeiten gibt es klare Vorgaben und regelmäßige Kontrollen. Auch strengere Regelungen und Gesetze werden nicht verhindern können, dass es in Ausnahmefällen zu Abweichungen kommt, sondern stellen lediglich weitere Hürden und Belastungen für kleine und mittelständische Unternehmen dar“, sagt der Vorsitzende des VEBWK, „hier darf jetzt nicht nach dem Motto ‚Die Großen laufen lassen und die Kleinen hängen‘ gehandelt werden. Die Verfahren zum Erkennen von Missständen in der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung sind mehr als ausreichend. Das Problem liegt im weiteren Umgang mit der Information. Hier muss angesetzt werden, damit derart tragische Fälle, wie jetzt bei ‚Wilke‘, sich nichtmehr wiederholen.“